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Immer noch: Go.r.leben soll leben
Go.r.leben, den 22.Mai
In den vergangenen 26 Jahren sollte deutlich geworden sein, die Kulturelle Landpartie ist einer der kreativen Arme des Widerstands gegen Atomanlagen weltweit, insbesondere des Zwischenlagers bei Gorleben. Gorleben steht für uns dabei als Synonym für die Unverantwortbarkeit großtechnischer Lösungen überhaupt, für die Skrupellosigkeit der Interessensbande aus Wirtschaft und Politik auf Kosten des Gemeinwohls. Deshalb treffen wir uns da am Pfingstfreitag ab 14 Uhr mit Ihnen. Diese Eselei muss mal gezeigt werden.
Nach Umfragen wollen 87 % der Bevölkerung seit Jahren den Atomausstieg, wo sind die LobbyistInnen, die das umsetzen? Warum produzieren die verbliebenen neun Atomkraftwerke jährlich den Müll für weitere 22,5 Castoren, obwohl deren Lagerung bis heute ungeklärt und die Betriebsgenehmigung für diesen Irrweg nur vorläufig ist? Fragen Sie die Polemik Ihres Vertrauens, besuchen Sie das Gorlebenarchiv oder einen beliebigen wunde.r.punkt, die finden Sie mittlerweile in jedem dritten Dorf hier…
Was uns eint
Dass einem kleinem Landkreis, der damals (1977) noch am äußersten Rand der Republik lag, und den Politik und Atomlobby für verschlafen, bestechlich und unaufmerksam genug hielt, ein Haufen hochgiftiger Atommüll untergeschoben werden sollte, ist hinlänglich bekannt. Das hat nicht geklappt! Gorleben hat die Widerständigen, Politischen, Kreativen, Ökologischen, die Bauern, „Lebensbejaher“ und „Zukunftssichter“ auf den Plan gerufen. Sie wurden aktiv und bekamen Unterstützung von Menschen aus ganz Deutschland, die in großer Zahl kamen um sich dem Widerstand anzuschließen. Viele blieben da, um im Wendland ihre „etwas anderen“ Lebensentwürfe zu leben.
Die KLP ist die andere Seite des Widerstandes. Wir öffnen unsere Häuser, Werkstätten, Gärten, zeigen wie wir leben und arbeiten und was wir schützen wollen, dass wir keine kriminellen Randalierer sind, die sich gerne im Novemberregen mit Polizisten prügeln, wie es eine diffamierende Presse der Öffentlichkeit jahrelang „vorgeschrieben“ hat. Letztlich sind KLP und Widerstand ein Erfolg geworden, beides ist inzwischen anerkannt und hat Früchte getragen. Warum? Was eint uns? Paradoxerweise sind wir, gerade weil wir so widerständig, chaotisch, kreativ, rebellisch, künstlerisch und widersprüchlich sind, (und zwar jeder auf seine ganz eigene, besondere Art) nicht sehr gut geeignet uns zu einigen – und wir haben ja auch Mühe damit…
Ein Baum aus der Göhrde – das zweite Jahr!
Ein Baum – drei Jahre – dreißig Menschen.
Was alles steckt in einem einzelnen Baum?
Zur letzten Kulturellen Landpartie begannen wir, eine Traubeneiche aus der Göhrde aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu bearbeiten. Der Baum wurde 2014 vorgestellt, es gab Führungen, die ihn in seinem Umfeld erlebbar machten. Flora und Fauna wurden studiert und die Kinder eines Kindergartens sammelten seine Eicheln, um sie zu neuen Bäumen aufzuziehen.
Im Winter kam dann die Zeit der Holzfäller. Nachdem ein Baumkletterer in die Eiche gestiegen war und die großen Äste herunter genommen hatte, wurde der Baum mit Axt und Schrotsäge gefällt. Wir trafen uns im Wald, Böttcher, Bildhauer, Glasbläser, Drechsler, Tischler und Zimmermann besprachen, welcher Teil für welche Nutzung geeignet ist. Selbst die Rinde wird zur Ledergerbung verwendet, mit Malerei und Druckgrafik begleiten Künstler den Prozess.
Im Naturum am Wunderpunkt Göhrde gibt es eine Ausstellung zum Projekt und Führungen zu seinem ehemaligen Standort…